• wC1: Toller Abschluss furioser Tage in Lübeck


    Obwohl am Ende fast bei allen Mädels der C1 Tränen der Enttäuschung über die Wangen rollten, könnten die Lübecker Handballtage so etwas wie der zweite Startschuss zu einer tollen neuen Saison gewesen sein. Nach dem fünften Platz beim Hallenturnier in Warnemünde sicherten sich unsere Deerns diesmal Rang 2 des B-Pokals bei einem insgesamt stark besetzten Turnier an der Lübecker Lohmühle. Dabei mussten die RTVerinnen unter der Regie ihrer Trainer Jörn und Finn zweimal ins Siebenmeterwerfen.

    Im Halbfinale gab es dank Lenas Paraden so einen Sieg in der „Nachwurfzeit“ gegen Alt-Duvenstedt, im Endspiel hatten dann die Mädels des CKS Stettin aus Polen die Nase vorn.

    Doch der Reihe nach: Als unsere C1 am Freitag in Lübeck ankam, hatte sie die erste Odyssee bereits hinter sich. Anstatt über Norderstedt und Bad Segeberg den Weg gen Ostsee anzutreten, hatte der Busfahrer einen eigenen Plan: quer durch Hamburg. So war er dann auch nach mehr als 60 Minuten beim Horner Kreisel – und die Fahrt dauerte etwas länger als erhofft.

    Der guten Stimmung im 170(!)-köpfigen RTV-Tross tat das jedoch keinen Abbruch. Busgesänge, Vorfreude und Schlaflager-Einrichtung in einer Dreifeld-Sporthalle waren quasi das Aufwärmprogramm. Betrachtet man dann das Auftaktmatch der Gruppe 4 (von sieben Staffeln), so schien die lange Busfahrt trotzdem einen ermüdenden Einfluss auf das Team genommen zu haben. Schlampiges Passspiel, schläfrige Umschaltbewegung, fast gar keine Kommunikation auf dem Feld: So verteilten unsere Deerns handballerische Geschenke an den SV 63 Brandenburg-West, die dieser gerne annahm.

    Der leichte Formanstieg gen Ende der Partie brachte auch nichts mehr. Und die Stimmung nach der 7:9-Pleite ging schon in Richtung Gefrierpunkt.

    Für solche Momente braucht es erfahrene und leidenschaftliche Trainer, die prompt zur Stelle waren. Statt Vorwürfen gab es aufmunternde Worte, statt Fehleranalyse taktische Maßnahmen und statt Einzelkritiken konkrete Handlungsanweisungen. Im zweiten Spiel am Freitag wurde das belohnt. Gegen einen schwächeren Gegner (Lübeck 1876 I) leistete sich unser RTV-Team zwar wieder mehrminütige Aussetzer, doch der 9:2-Erfolg war auch in dieser Höhe verdient.

    Am Samstagmorgen ging es weiter, diesmal zunächst auf dem zweiten Turniergelände am Buniamshof. Anwurf um 9.40 Uhr – und schon wieder präsentierte sich das Team eher nicht von seiner Schokoladenseite. Einfache und leicht vermeidbare Fehler gegen ein dynamisches Team aus Verl wurden hart bestraft, die 6:8-Niederlage war die logische Folge. „Und nun?“, fragte sich manch Beobachter beim Blick auf den Spielplan und auf die noch ausstehenden Gruppenspiele gegen Bad Schwartau II (in der die 1. C des Clubs fast ausnahmslos mit SH-Auswahlspielerinnen antrat) und gegen das polnische Team CKS Stettin. Die Antwort gaben Jörn und Finn im Einklang: „Jetzt schauen wir mal, ob wir uns endlich steigern können!“

    Gesagt, getan. Zunächst wurde der SV Fehmarn II mittags mit 14:0 souverän bezwungen. Und nachmittags gegen Stettin zeigte sich urplötzlich eine andere Mannschaft, nämlich eine verschworene Einheit mit Spielwitz und Biss. Gegen Stettin lieferten sich unsere Mädels einen Megafight mit heiß umkämpften Szenen, vielen Unterbrechungen und sehenswerten Kombinationen. Die 4:5-Niederlage schmerzte zwar (nicht nur seelisch), sie war aber eine deutliche Formsteigerung. Und beim tagesabschließenden 5:9 gegen Bad Schwartau präsentierten sie die RTV-Deerns nicht nur widerständig und defensiv robust, sondern bereiteten den Titelanwärterinnen sogar taktisch und offensiv mehr als ein paar Mal Kopfzerbrechen. In der Tabelle reichte es dennoch nur für Rang fünf – der Einzug in den B-Pokal.

    Die Stimmung am Abend war extrem gut. Dazu trugen das herausragende Wetter, die Player’s Night und Kontakte zu anderen Teams und Spielern bei. „Morgen dürfen wir nur nicht wieder das erste Spiel verschlafen“, lautete das Motto für den Sonntag, ehe die Deerns ausgelassen zu „Johnny Däpp“ im Festzelt tanzten oder auch in der Halle sportliche Wettkämpfe austrugen oder einfach nur chillten.

    Am Sonntag folgte dann zunächst ein kleiner Schock. Der Bus vor dem Achtelfinalspiel gegen Lübeck 1876 II kam nicht. Finn wurde nach 45 Minuten Wartezeit kurzzeitig hektisch, doch als bereits ein Notfall-Fahrservice organisiert war, rollte der Bus dann doch an. Kurze Vorbereitungsphase auf dem Platz, dann wurden die Lübecker mit 9:2 bezwungen.

    Und nun ging es Schlag auf Schlag. Im Viertelfinale gegen HTV-Hemer ging es rasant zu. Und lautstark. Das allerdings lag an einer permanent jammernden Trainerin der Gegner, die jede defensive Szene unserer Mädels jammernd und motzend kommentierte. Toll, dass sich die C1-Juniorinnen von dieser Hektik nicht anstecken ließen. Der 12:8-Erfolg unseres Teams fiel sogar knapper aus, als er von außen ausgesehen hatte. „Jetzt wollen wir mehr!“, waren sich Lena, Tini, Marie, Jil, Jamie, Lisa, Kaja, Janne und Louisa einig.

    Nur knapp 30 Minuten später wartete mit dem TSV Alt Duvenstedt ein echter Brocken im Halbfinale. Das Abtasten fiel in dieser Partie aus, es ging gleich ans Eingemachte. Hier ein Wedler, da ein Tempogegenstoß und immer wieder wechselnde Feldvorteile. Als der Abpfiff ertönte, stand es leistungsgerecht 8:8. Das hieß: sofortiges Siebenmeterwerfen auf Platz 20.

    Lena schien ein bisschen mulmig zumute zu sein, als das Shootout mit 5 Schützinnen auf jeder Seite begann. Doch was eine echte Torfrau ist, so ließ sie es den Gegner nicht merken. Im Gegenteil. Eiskalter Blick in die Augen der Kontrahentin, Spannung in allen Gliedmaßen – da konnten die Mädels aus Alt Duvenstedt nicht viel ausrichten. Während Jil, Louisa, Jamie und Kaja trafen, wehrte Lena zwei Versuche der Gegnerinnen gekonnt ab und löste einen Freudenschrei der Kategorie „laut und schrill“ aus – Finale!

    Und siehe da: Jetzt zeigte sich beim Blick auf die finalen Spielpaarungen des A- und B-Pokals, wie stark die Staffel 4 besetzt war. Im Spiel um Platz 3 des A-Pokals stand Brandenburg-West, und im Finale des B-Pokals gab es zwischen CKS Stettin und unseren Mädels ein Wiedersehen.

    Dieses Duell hatte es wieder in sich. Unsere Mädels führten schon mit drei Treffern und zeigten sich extrem konzentriert und defensiv stabil, ehe sie sich von der Unruhe der Polinnen und der Chance auf den Finalsieg erkennbar aus der Ruhe bringen ließen. Plötzlich stand es Sekunden vor dem Abpfiff 11:10 für Stettin. Doch anstatt die Köpfe sinken zu lassen, mobilisierten unsere Deerns unter dem frenetischen Beifall von fast 60 zuschauenden RTV-Spielern und Eltern die allerletzten Kräfte. Jannes Ausgleichstor aus 14 Metern (!) war gleichbedeutend mit dem Abpfiff – und wieder ging es ins Siebenmeterwerfen. Dort hatten diesmal allerdings die Polinnen die besseren Nerven und das nötige Quäntchen Glück mehr auf ihrer Seite. Lena parierte zwar erneut einen Versuch, aber drei unserer Spielerinnen verfehlten das Tor um Zentimeter und ließen ihren Emotionen freien Lauf.
    Der RTV wäre aber nicht der RTV, wenn der Gesamteindruck nicht als deutlicher Erfolg verbucht worden wäre. Und so dauerte es nicht einmal eine Minute, bis sich ein großer RTV-Kreis mit 50 Personen auf dem Kunstrasenplatz an der Lübecker Lohmühle zusammenfand. In der Mitte stimmten die C1-Mädels an: „Gib mir ein R…“ Diese Einheit war so laut, dass sich sämtliche Zuschauer der Nebenplätze umdrehten und mit einem breiten Grinsen die tolle Aktion honorierten. Trainer Jörn sprach auch im Namen seines Kollegen Finn aus, was alle Eltern und Beobachter dachten: „Auf diese Mädels bin ich stolz, weil wir wieder ein Stück gewachsen sind.“ Der Weg soll fortgesetzt werden. Es macht Spaß, der Positiventwicklung zuzuschauen.

    #jetztersteinmalschöneferien!


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